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Sonntag, 29. April 2018

Gedanken zum Sonntag - Wenn man plötzlich bemerkt, dass man eine gute Freundin gefunden hat

Zuerst einmal: Ich trenne ziemlich genau wer für mich zu den Bekannten zählt und wer zu den Freunden. Das habe ich nicht immer gemacht, aber mit dem „Alter“ und so... Vielleicht kennt ihr das ja. Man fällt leider auch mal mit Menschen auf die Nase. Aber egal, denn heute geht es um etwas anderes.

Ich war heute im Zoo mit einer, wie mir heute bewusst geworden ist, gute Freundin. Ob ich vorher es nicht gemerkt habe? Nein, um ehrlich zu sein. Es geht ja nicht über einen ja, nein, vielleicht Ankreuzzettel, ob man gut befreundet sein möchte. Und wie wir vorhin Eisessend bei den Elefanten gesessen und erzählt haben ist mir so richtig bewusst geworden, wie viel sie mir bedeutet.

Doch ganz von vorn... Kennengelernt haben wir uns vor 3,5 Jahren, im Wintersemester, im Mittelalterproseminar. Man hat halt so oberflächlich miteinander geredet, aber das wars. Dann kam eine Exkursion in das Archiv in Stuttgart, wo wirzufällig festgestellt haben, dass wir im selben Krankenhaus geboren wurden. Ist doch nichts ungewöhnliches? Doch, denn das Krankenhaus liegt ziemlich weit in Norddeutschland, wir studieren aber in Heidelberg. Wie viel Redestoff wir plötzlich hatten. Lustigerweise am meisten über die Innenstadt der nächstgelegenen Großstadt des Geburtsortes und einem Einkaufszentrum im ländlichen Raum. An Veranstaltungen wie einen bestimmten Rummel, der immer das Highlight war. An das berühmte Stadtfest. Dazu muss man sagen, dass sie bis zu ihrem 13. Lebensjahr noch oben gewohnt hat, ich bin mehr oder weniger da aufgewachsen, da meine Großeltern dort gelebt haben.

Aber nach dem Semester haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren. Klar, wir studieren ein Fach gleich, haben gemeinsame Bekannte, haben uns mal in der ein oder anderen Vorlesung oder Prüfung gesehen. Aber so einen richtigen Draht hatten wir danach nicht mehr zueinander.

Bis letztes Jahr. Die, die mir auf Instagram länger schon folgen wissen, dass ich dort eine Prüfung schreiben musste im Drittversuch, an dem mein Studium hing. Um genau zu sein ging es um eine Sprachprüfung im Latein im Rahmen der Alten Geschichte. Den Erstversuch habe ich leichtsinnig in den Sand gesetzt, selbst Schuld. Der zweite Versuch war wirklich knapp und ärgerlich, da es nicht mal schwerwiegende Fehler waren. Nun ja, also habe ich den Lektürekurs dazu genutzt und war echt verunsichert. Da würden bestimmt nur solche Lateinasse sitzen, die das locker können und noch ganz am Anfang ihres Studiums sind. Aber als ich in den Raum kam, da saß sie da, schaute auf, musste grinsen und winkt. Es sind doch immer die Selben, die man sieht. Also haben wir jede Woche zusammen gesessen, die Texte übersetzt und nochmal die Grammatik reingeprügelt. Wir hatten einen gemeinsamen Angstgegner, denn es war auch ihr dritter Versuch. Und wir haben gezittert, auch nach der Prüfung geweint weil es echt nicht optimal lief.

Aber nicht nur dieser Kurs hat uns verbunden, denn für mich war sie da nur eine liebe Bekannte. Jedoch ist jemand aus der nahen Verwandtschaft bei ihr gestorben, der zwar schon lange krank war, jedoch nicht wirklich alt. Das hat sie mir erzählt, weil es ihr echt schlecht ging. Und ich konnte es so gut verstehen. Manchmal braucht man einfach jemanden Außenstehenden zum Reden. Aber wie ihr wisst ging es auch mir sehr schlecht letzten Sommer. Denn am Tag meiner letzten Prüfung hat meine Mama angerufen, dass meine Oma während der Prüfung ins Krankenhaus eingeliefert wurde und wohl den nächsten Tag nicht überleben wird. Ein richtiger Schlag ins Gesicht, obwohl ich wusste, dass es irgendwann so weit sein würde. Ich bin danach noch in die Bibliothek um Bücher abzuholen, aber eher nur gewandelt ohne auf äußere Reize zu reagieren. Genau in die Kommilitonin rein. Und sie hat sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich muss echt mies ausgesehen haben. Und in dem Moment musste es einfach raus. Ich habe ihr gesagt was los war und sie hat mich einfach nur umarmt. Ohne was zu sagen. Genau das, was ich gebraucht habe.
Wie das Ganze ausgegangen ist wisst ihr ja, es haben knapp 4 Wochen Warten begonnen, die mich ziemlich kaputt gemacht haben. Genauer möchte ich nicht darauf eingehen, da mir das ganze Thema wirklich noch nahe geht. 

Im letzten Semester hatten wir dann ein Hauptseminar und jede Woche einige Stunden dort und in der Bib zusammen verbracht, viel geredet und Gemeinsamkeiten gefunden und auch entwickelt. Dort war mir schon bewusst, dass sie eine Freundin geworden ist.
Heute war sie zum ersten Mal in unserem Zoo und es war wirklich schön. Manchmal braucht es solche Momente, wie eben beim Eis essen, um zu merken, dass die Person neben einem zu einem wirklich guten Freund geworden ist, für den man sehr dankbar ist.    

Freitag, 16. Februar 2018

Vorlesungsfreie Zeit - Ferien trotz jeder Menge Arbeit

Die Lernphase ist überstanden, alle Klausuren sind geschrieben, alle Vorträge und mündlichen Prüfungen absolviert, man kriecht wieder aus der Bibliothek und realisiert, dass es noch eine Welt außerhalb von lernen, Verzweiflung und Alternativplänen wie das nächste Flugzeug zu nehmen gibt.

Wenn man frisch beginnt zu studieren freut man sich auf die ersten Semsterferien. Rund 10 Wochen frei, mal mehr mal weniger - Jackpot. Doch die Realität holt einen schnell ein, denn es stehen die Hausarbeiten und andere Abgaben an. Man gewöhnt sich jedoch nach ein paar Semestern daran und wird gelassener. In diesem Post möchte ich euch meinen Fahrplan für diese Semesterferien zeigen und auch, wie ich trotz jeder Menge Fristen die Ferien trotzdem genießen kann. 

Aber wie immer: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
In diesen Ferien habe ich 4 Arbeiten, die ich abgeben möchte. Zuerst steht ein Exkursionsbericht noch an, den ich bis nächsten Freitag fertig haben möchte. Dazu schreibe ich ein Essay über ein Exponat, den Augsburger Siegesaltar. Da der Dozent eben jenen vor seinem Büro sonst hängen und ihn an das Museum ausgeliehen hat wäge ich mich auf der sicheren Seite. Darauf folgt eine Hausarbeit über den Vergleich der Frauendarstellungen in der Dreigroschenoper und dem Dreigroschenroman. Diese habe ich bereits ein Semester geschoben, daher möchte ich sie gerne bis zum 18.3. fertig haben. Einiges an Vorarbeit habe ich dazu auch schon geleistet. Sofort danach muss ich auch schon mit der Hausarbeit für mein Hauptseminar in der Antike beginnen, vor der es mir etwas graut. Das Thema ist sehr umfangreich und der Dozent sehr anspruchsvoll. Trotzdem sollte sie bis zum Semesterbeginn am 16.4. fertig sein, ich bin gespannt. Nebenbei muss noch ein Unterrichtsentwurf für mein Fachdidaktikseminar zum selben Termin fertiggestellt werden.
Diese 4 Sachen müssen insgesamt mindestens 50 Seiten umfassen, doch leider steckt bekanntlich viel viel mehr Arbeit dahinter. Dazu kommt noch ein MPK Blockseminar Ende März an einem Wochenende.

Aber hey, die Ferien sind auch zum entspannen da. Und auch wenn einem die Arbeit bis zum Hals steht darf dies nicht zu kurz kommen. Daher habe ich mir einige Punkte fest vorgenommen, die ich in dieses Ferien unbedingt abarbeiten möchte und zum Teil auch schon habe.
Zum einen war ich schon zwei Mal im Kino, einmal mit meinem Freund und einmal mit meiner Mama. Dazu fahre ich Anfang März auf die schönste Insel Deutschlands, wo auch wieder das Hundeschlittenrennen ansteht. Ein kleiner Urlaub ist somit auch da, um mal die Seele baumeln zu lassen. Ganz hoch im Kurs steht auch ausschlafen, und das ganze ohne schlechtes Gewissen. Mindestens einmal in der Woche. Mag komisch klingen, ist aber für mich wahrer Luxus momentan. Auch möchte ich diese Ferien mindestens ein Museum besuchen, welches ich noch nicht kenne. Welches weiß ich leider noch nicht. Und ganz ganz wichtig: Lesen. Ich vermisse es, einfach so aus Spaß zu lesen und nicht, weil ich es für die Uni muss. Deshalb steht auf meiner Liste, dass ich endlich die Clifton-Saga beenden möchte. Immerhin bin ich beim letzten Buch und möchte nun endlich wissen, wie es mit allen ausgeht, auch wenn ich etwas Angst habe, dass meine Lieblingscharaktere an Altersschwäche sterben. Danach möchte ich nochmal die Säulen der Erde lesen, denn den habe ich vor 4 Jahren mal gelesen und nun erst bemerkt, dass es zu einer Reihe gehört.

Wie ihr seht, habe ich zwar sehr viel Arbeit, jedoch habe ich mir auch genug Sachen vorgenommen, die für die nötige Entspannung und den Spaß sorgen. Mal sehen, wie viel von den Listen am Ende wirklich abgearbeitet wird. Wichtig ist für mich nur, dass die Ferien auch mal für einen selbst genutzt werden und die Unisachen ganz ohne schlechtes Gewissen beiseite gelegt werden.

Sonntag, 4. Februar 2018

Gedanken zum Sonntag - Leben, wo bist du?

Heute Abend ist es wieder so weit: der Abend
  • bevor die Prüfungen beginnen
  • an dem man nur noch wiederholt
  • an dem man eigentlich keine Lust mehr hat
  • an dem der SuperBowl kommt.
Oh Shit.

Ihr seht das Problem? Mein Glück ist es, dass meine Prüfung morgen erst  um 14.40 beginnt. Also sollte nicht wieder der Stromausfall des Jahrzehnts beim SuperBowl kommt sollte nichts schief gehen.
Aber... Ja richtig, es gibt ein aber. Durch den ganzen Stress seit Weihnachten fühle ich mich überhaupt nicht gut vorbereitet für die Prüfungen. Und das, obwohl ich fast jeden Tag in der Bibliothek war, mich mit Freunden zum Lernen getroffen habe oder die Nächte durchgearbeitet habe. Und trotzdem habe ich leichte Panik, morgen in der mündlichen Prüfung da zu sitzen und außer dämlich Lächeln und ein bisschen Gestottere nichts auf die Reihe zu bekommen.

Doch das ist alles. Jedes Semester nehme ich mir aufs Neue vor, auch in der Prüfungszeit mehr auf mich zu achten, mehr für meine Seele zu tun und mein soziales Leben nicht einschlafen zu lassen. Aber außer mal zum schnellen Mittagessen hat es trotzdem nicht zu viel gereicht. Mein Haushalt, alles musste sich hinter der Lernerei anstellen. In Ruhe einen Film schauen zur Entspannung? Fehlanzeige. 

„Geh Studieren, haben sie gesagt. Macht Spaß und du hast viel Zeit, haben sie gesagt.“
Eigentlich finde ich solche Sprüche doof, aber heute passt es irgendwie. Und auch, wenn ich mich wahrscheinlich im Bett ärgern werde: Ich werde heute Abend genau bis zum SuperBowl lernen, dann geht es mit dem Rest kalten Pfannkuchen aufs Sofa, ein Weinchen und die Beine werden hoch gelegt. Morgen geht es dann weiter, und was jetzt noch nicht im Kopf ist, das kommt nun auch nicht mehr rein.

Liebes Leben, Dienstag sind die Prüfungen vorbei, dann sehen wir uns wieder.

Sonntag, 21. Januar 2018

Gedanken zum Sonntag - Die Ruhe vor dem Sturm

In 3 Wochen gehen die Prüfungen los. 3 Wochen... das ist erstmal nicht ganz so viel. Die Grobplanung steht, ein Plan ist geschrieben. Doch was nun? Sofort voll durchpowern oder nochmal kurz das Leben genießen?

Ich habe mich dieses Semester dafür entschieden, dass ich nochmein eine kleine Pause brauche, Zeit für mich. Dass ich nicht nur meine Bücher ein Wochenende ruhen lasse, sondern auch die Gedanken an die Uni und sogar weitesgehend mein Handy. Und wo kann man das so richtig, inklusive Ablenkung? Da gab es für mich eigentlich nur eine Option.

Also bin ich Freitag Mittag ins Auto und die knapp 2,5 Stunden nach Köln zu meiner Schwester gefahren. Ein Schwesternwochenende hilft doch einfach immer. Und auch die Stadt hilft mir auf eine komische Art und Weise von meinem Alltag abzuschalten, denn sie ist irgendwie das absolute Gegenteil von Heidelberg, und das ist nicht unbedingt negativ.

Also haben wir uns ein entspanntes Schwesternwochenende gemacht, waren bei einem Dunkeldinner, haben eine Führung durch das römische Köln gemacht und einen Spieleabend inklusive Käsefondue. Käse geht einfach immer und macht auch glücklich.

Und nun bin ich wieder seit dem frühen Abend zu Hause, habe meine Sachen ausgepackt und schreibe diese Zeilen. Dabei kann ich einfach nur Lächeln, denn ich habe mich wirklich entspannt und neue Kraft geschöpft. Alle ollen Gedanken verdrängt. Und kann nun mit neuer Energie mich an das Lernen setzen. Was ich aber wieder gemerkt hab: Vor dem Stress ist Entspannung für mich essentiell notwendig. Und wenn es auch nur für 2,5 Tage ist.

Montag, 15. Januar 2018

Prüfungsvorbereitungen - Lasset das Chaos beginnen

Nun ist es bald wieder so weit, die Prüfungen stehen vor der Tür. Bei mir sind sie meistens im Wintersemester Anfang Februar, so auch dieses Semester. Also möchte ich heute davon berichten, wie ich mich auf die Prüfungen vorbereite.

Zunächsteinmal muss ich gestehen, dass ich sehr lange gebraucht habe, um ein ideales System für mich zu finden. Dabei hab ich vieles ausprobiert, das meiste war für mich ungeeignet und hat eher zum Gegenteil geführt.
Generell gilt: (Zeitliche) Planung ist alles.
Denn sehr oft hapert es bei mir genau daran. Daher fange ich auch damit in meinem Beitrag an.

Die Organisation
Ich habe mir selber eine Übersicht über die Tage bis zur Prüfung gemacht, quasi wie eine Monatsübersicht. In meinem Instagramaccount seht ihr im betreffenden Post diesen Plan und meinen bisherigen Fortschritt. Jeden Tag wird dort in Kurzform mein angestrebtes Ziel notiert, schaffe ich alles, male ich das Kästchen grün aus. Schaffe ich nicht alles, wird das Kästchen je nach Anteil rot angemalt, schaffe ich gar nichts, dann ganz rot. So halte ich mir selbst meine Fortschritt vor Augen und mache mir selber Druck, welcher mich jedoch gleichzeitig motiviert.
Ich mache mir den Plan für die 4 Wochen vor den Prüfungen, plus Prüfungswoche, denn auch dort wiederhole ich noch.

Meine Lernmethode
Ich bin eindeutig ein visueller Lerntyp. Das war schon immer so. Es fängt schon damit an, dass ich mir angestrichene Sachen in Seminaren viel besser merken kann wie den Rest, sogar teilweise über Wochen. Also schreibe ich alle Mitschriebe aus den Seminaren und Vorlesungen zu Hause noch einmal handschriftlich ab. Am Laptop würde es mir nichts bringen, ich muss es nochmal handschriftlich ausarbeiten. Dies mache ich über das Semester verteilt, um mir am Ende, wenn es ans Lernen geht, einiges an Stress zu ersparen.
Wenn es dann in die entscheidende Lernphase übergeht nutze ich meistens eine von zwei Möglichkeiten, die sich für mich bewährt haben.
Zum einen ist dies einmal das Verfassen von Lernkarten auf Karteikarten. Alle in einer Größe und nach einem bestimmten System. Dabei gehe ich Thematisch vor. Wichtig sind dabei Farben, auch die müssen bei mir einheitlich sein. In Geschichte unterstreiche ich alle Themen mit einem kräftigen Lila Filzstift. Die Unterthemen bzw. Überschriften werden mit grünem Textmarker gekennzeichnet. Dann schreibe ich alles, was in den Kopf muss, auf. Das kann schon mal zu einem Thema ganz schön viel sein. Dann markiere ich alle Jahreszahlen orange, alle Namen rot, alle wichtigen Begriffe, zb. Schlüsselbegriffe, Fachwörter etc, die auf jeden Fall in der Prüfung genannt und erklärt werden müssen, in gelb. Wirkt vielleicht für viele erstmal zu bunt, aber nur so behalte ich den Überblick und finde beim lernen schnell Stellen wieder.
Die zweite Möglichkeit ist, wenn es sich thematisch und vom Umfang anbietet, Mindmaps mit den verschiedensten Verknüpfungen zu erstellen. Dies mache ich besonders bei für mich unübersichtlichen Zusammenhängen, welche Adelsfamilie im Mittelalter beispielsweise wann wo in welche Familie eingeheiratet hat, wo Einfluss hatte oder oder oder. Es dauert sehr lange und ist sehr aufwändig, am Ende zum lernen ist es aber die für mich übersichtlichste Methode, ohne in Karten und Notizen zu versinken.

Das Lernen
Beim Lernen an sich ist es mir wichtig, es ganz oft jemanden zu erklären oder zumindest die Teile, die ich mir nicht so gut merken kann. Vieles versuche ich mit etwas zu verbinden, quasi wie Eselsbrücken. Für alles andere müssen meine Mitmenschen her halten und zuhören. Learning by doing praktisch. Ich bin nicht der typische Auswendiglerner, Zusammenhänge fallen mir leichter. Muss doch etwas konkret auswendig gelernt werden, beispielsweise Jahreszahlen, unterteile ich sie mir in Kategorien und schreibe sie einfach immer und immer wieder auf, bis sie im Kopf halbwegs hängen.Auch hier versuche ich mir logische Hilfestellungen zu überlegen. Alles andere lerne ich eigentlich durch ständiges Durchlesen. Immer, wenn am Tag mal 10 Minuten Luft sind, nehme ich mir meine Karteikarten und lese sie mir durch. Im Idealfall merke ich nach wenigen Wiederholungen, wie ich gedanklich schon ein paar Punkte voraus bin. Diese kleinen Erfolge motivieren mich dann noch mehr.

Das war es erstmal zu meiner Vorbereitung, ich hoffe, dass ich dem Ein oder Anderen einen kleinen Anreiz bieten konnte.

Sonntag, 3. Dezember 2017

Gedanken zum Sonntag - Familiengefühle reloaded

Weihnachtszeit ist Familienzeit. So viel ist klar, so ist es auch bei uns. Wenn man gestern beispielsweise meine Eltern und mich über den Weihnachtsmarkt laufen gesehen hat, danach essen und noch nachts auf den Bus wartend, weil ja jeder was trinken wollte, könnte man glatt neidisch drein blicken. Eine Familie, die auch trotz einer erwachsenen Tochter eine Einheit ist und einen starken Familienzusammenhalt pflegt. Wo es scheint, als wären Eltern und Kind beste Freunde.

Doch das war weiß Gott nicht immer so. Ja, eigentlich hat es Jahre lang danach ausgesehen, dass wir eine der Familien werden, die irgendwann kaum noch richtig miteinander spricht und nur aus "Pflichtgefühlen" Feiertage wie Weihnachten gemeinsam verbringt. Um das zu erklären muss etwas weiter ausgeholt werden.

Über meine Kindheit vom Gesichtspunkt eines Außenstehenden kann ich mich wirklich nicht beklagen. Meine Eltern haben alles in ihrer Macht stehende getan, damit ich immer alles hatte und zufrieden wirkte. Das alle Außenstehenden, Nachbarn, andere Eltern, Kindergärtnerinnen, Lehrer etc das Bild einer glücklichen kleinen Familie hatten, der es an nichts mangelt. Aber ihr ahnt es schon, der Schein trügt leider etwas. Denn auch wenn ich aus materieller Sicht alles hatte, hab ich es doch sehr vermisst, dass die Familie zusammen ist. Meinen Papa hab ich die ersten Lebensjahre sehr wenig gesehen, da er beruflich in ganz Deutschland unterwegs war. Und das nicht nur ein Mal im Monat, sondern 4 Tage die Woche in unterschiedlichen Regionen. Kurz nach der Wende hat er von seinem Chef die Chance bekommen das Unternehmen im ehemaligen Osten auf- und auszubauen. Wir sind generell sehr oft umgezogen, von Oldenburg an die Ostsee, dort ein paar Orte weiter, weiter nach Sachsen-Anhalt und dort intern schließlich in den Ort, wo ich letztendlich meine Schulzeit verbracht habe. Effektiv bin ich in meinen ersten 4 Lebensjahren 6 mal umgezogen. Das war immer viel Stress und mit viel bauen verbunden, ich war also schon früh darauf angewiesen mich mit mir selbst zu beschäftigen. Auch während der Kindergartenzeit war mein Papa sehr viel weg, meine Mama hat in der nächst großen Stadt gearbeitet (45km von unserm Ort) und meine Großeltern wohnten 300km weg. Also hieß es mal wieder "Kathi beschäftigt sich selbst." Es klingt wahrscheinlich schlimmer, als es wirklich war, denn ich bin so schon sehr früh sehr selbstständig geworden.

Wer jetzt denkt, dass ich tun und lassen konnte, was ich wollte, liegt falsch. Denn während mein Papa zwar nicht nur am Wochenende richtig zu Hause war hat meine Mama aufgehört zu arbeiten, wir haben meine Großeltern zu uns in den Ort geholt und sie hat sich auf die volle Pflege konzentriert. Sie waren zwar da noch recht fit, aber die Demenz war doch schon zu spüren, was wir damals noch nicht wussten. Also verbrachte meine Mama die meiste Zeit vom Tag bei meinen Großeltern, ich war wieder nach der Schule alleine auf mich gestellt. Doch während alle andern im Alter von etwa 13 immer mehr machen durften musste ich trotzdem immer früh zu Hause sein, durfte vieles nicht und hatte sehr strenge Regeln. In der Zeit hat meine Mama einen starken "Zwang" zum Bemuttern und Übervorsichtigsein entwickelt. Damals empfand ich es als lästig und unfair, heute kann ich nur erahnen wie es ihr ging. Denn anstatt wie sonst jeden Tag zu arbeiten und ein geregeltes Leben zu haben war sie nun zu Hause, kümmerte sich um meine Großeltern und um alles andere in der Familie. Ich denke, ihr hat eine lebensfüllende Aufgabe gefehlt und daher hat sie sich so extrem an mich geklammert. 
Schon früh wollte ich einfach nur weg, das erste Mal hab ich das mit 14 umgesetzt indem ich nach Russland zum Austausch gefahren bin. Dabei habe ich meine Eltern mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt und die ausgefüllten Formulare einfach vorgelegt, inklusive der zustimmenden Schreiben der Lehrer. Sie mussten nur noch unterschreiben und das haben sie auch. 2 Jahre später lief es genau so, nur dass es da nach Amerika zum Austausch ging. Im Nachinein muss das sehr schwer für meine Eltern für meine Eltern gewesen sein, denn auch mein Verhalten war da nicht richtig.

In den Jahren kam es zu sehr vielen sehr große Streitigkeiten. Da ich früh selbstständig werden musste habe ich einen ausgeprägten Abwehrmechanismus entwickelt, der oft sehr rabiat war. Ich habe einfach gemauert, niemanden an mich gelassen und alles sofort negativ aufgefasst. Während mein Papa der ruhige Pol in der Familie ist sind meine Mama und ich richtige Sturköpfe. Ich weiß nicht wie oft bei uns im Monat früher die Türen geknallt haben, wir uns angebrüllt haben und doch am Ende zusammen in der Küche gesessen und gemeinsam geweint. Als pubertierender Teenager fühlt man sich dann schnell nicht willkommen und auch ich dachte oft, dass meine Eltern froh wären, wenn ich weg wäre.
Daher stand für mich auch früh fest, dass ich nicht in der Nähe studieren werde. Das es dann doch 500km weit weg wurden war eher Zufall. Und so rückte der Tag näher, an dem ich ausgezogen bin. Die Stimmung in der Familie entspannte sich zunehmend schon vorher, vielleicht auch weil ich erwachsener und ruhiger geworden bin. Und am Abend vor meinem Umzug, bevor ich mit meiner Mama nach Heidelberg gefahren bin um meine Wohnung einzuräumen und mein Papa am Wochenende nachgekommen ist mit dem Rest, haben wir zu zweit in der Küche gesessen und musste trotzdem weinen. Plötzlich war es sehr schwer auszuziehen. Auf einmal hat man realisiert, dass ein Lebensabschnitt vorbei war. Und wie schön es doch trotz aller Reibereien war. 

Seit ich ausgezogen bin hat sich unser Familienverhältnis verändert. Wir sind alle ruhiger geworden, streiten kaum noch und haben viel mehr auch emotional zueinandergefunden. Ich bin in den Ferien sehr oft zu Hause und freu mich darauf. Und meine Eltern besuchen mich hier oft und es ist immer sehr schön.
Wie ihr seht ist nicht immer alles gold was glänzt. Ich hatte weiß Gott keine schlechte Kindheit, auch wenn ich es als Kind damals dachte. Wir waren halt eine etwas andere Familie, mit zwei Dickköpfen. Trotzdem haben wir immer zusammengehalten wenn es darauf ankam. Manchmal muss man eine große Veränderung hervorrufen, in diesem Falle meinen Auszug. Denn manchmal muss man sich von geliebten Menschen entfernen um wieder neu zueinander zu finden. Und heute kann ich vom ganzen Herzen sagen, wie sehr ich meine Familie liebe und wie froh ich bin, sie zu haben und wie alles ist.
Manchmal muss man sich einfach mal kurz die Zeit nehmen und dankbar sein für das, was man hat, auch wenn es nicht immer leicht war. 

Montag, 20. November 2017

"Aber du musst doch einen Plan B haben." - oder: Wie ich zum Lehramt gekommen bin

"Lehrer sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung.", "Wer Lehrer sein möchte merkt das sofort." Oder auch "Schon als Kind wollte ich Lehrerin werden." - Sätze wie diese hört man während des Studiums immer wieder. In Schulpsychologie haben wir gelernt, dass ein guter Lehrer schon immer Lehrer werden wollte und dies im Unterbewusstsein schon als Kind gespürt hat. Hm... Heißt das im Umkehrschluss, dass ich mal eine sehr schlechte Lehrerin werde? Ich glaube nicht.

Ich gehöre zu den Kandidaten, die nicht als langersehnten Berufswunsch in Diddl-Freundschaftsbüchern "Lehrerin" geschrieben hat. Wenn ich ganz zurück denke wollte ich zuerst Zahnärztin werden. Der Grund ist im Nachhinein ganz niedlich: Ich mochte immer gerne zum Zahnarzt und hab nie verstanden, warum Leute Angst davor haben. Ich wollte den Leuten die Angst davor nehmen. Und außerdem wollte ich unbegrenzten Zugang zu den Kaugummis, die man als Kind nach jedem Zahnarztbesuch bekommen hat. Als kleines Mädchen kam mir das sehr schlüssig vor.
Später, vielleicht so im Alter von 10 bis 13 wollte ich Pathologin werden. Dafür gebe ich ein bisschen meinen Eltern die Schuld, die mit mir immer Tatort und ähnliche Krimisendungen gesehen haben und ich die Pathologen am coolsten fand. Meine Mama erzählt jetzt gern noch die Geschichte, wie ich dieses Berufswunsch auf einer Familienfeier stolz vorgetragen habe. Als man mich nach dem Grund fragte, antwortete ich wie selbstverständlich "Na, die Menschen sind dann schon tot, da kann ich nicht mehr viel falsch machen." Die Logik von Kindern ist manchmal unschlagbar.

Ich muss gestehen, dass ich mir die Jahre danach nicht wirklich bewusst darüber Gedanken gemacht habe. Schließlich hatte ich ja noch ein paar Jahre, bis dahin fällt mir schon was ein. Ob ich meinen eigentlichen Berufswunsch schon in der 10. Klasse im Hinterkopf hatte kann ich gar nicht sagen, aber unwahrscheinlich ist es nicht. Und in der 11. Klasse war es dann so weit: Ich sendete meine Bewerbung ab und Trainierte für einen Sporteignungstest. Denn für mich stand fest: Ich werde Polizistin. Ich habe von vielen Seiten Bestätigung erhalten, nur meine Eltern hielten sich mit ihrem Urteil zurück. Na gut, habe ich gedacht, vielleicht haben sie Angst, dass ich den Test nicht schaffe und dann zu enttäuscht bin. Doch es kam komplett anders, denn ich bestand den Test und hatte sehr gute Chancen angenommen zu werden. Da hab ich allerdings die Rechnung ohne meine Eltern gemacht, denn anstatt stolz zu sein waren ihre Mienen versteinert und der 3. Weltkrieg zu Hause brach aus. Der Haushegen hing sehr lange schief und nach langem hin und her entschied ich mich gegen eine Polizeilaufbahn. Damals war ich sehr lange sehr wütend auf meine Eltern und hab es nur aus Liebe getan, damit ich unser Verhältnis nicht auf Dauer gefährde. Heute weiß ich, dass sie nur Angst um mich hatten. Sie wussten, dass ich niemand bin, der innerhalb der Polizei einen ruhigeren Job annehmen würde. Ich würde dafür kämpfen einen sehr guten Job zu bekommen, der auch einige Risiken jeden Tag mit sich bringt. Ich muss gestehen, dass ich manchmal diese "Was wäre wenn" Gedanken habe, und ich bin davon überzeugt, dass ich eine sehr gute Kriminalpolizistin geworden wäre. Aber unglücklich bin ich deswegen nicht, denn am Ende war es doch meine Entscheidung.

Gefrustet und nun komplett orientierungslos was meine Jobwünsche angeht bin ich also durch die 12. Klasse. Bis zu dem Tag, wo ich 90 Minuten was zu Shakespeare und Romeo und Julia machen sollte. Meine Deutschlehrerin ist der Horror einer Lehrkraft, hatte keine Lust mehr und hat mit uns abwechselnd Filme geschaut und Vorträge machen lassen. So verhielt es sich auch mit der Lektüre. Wir haben sie gelesen und mussten diese durch Vorträge aufarbeiten. Irgendwie hat mich die Wut über eine solche Unfähigkeit gepackt und ich habe sehr viel Arbeit in meine 90 Minuten gesteckt,  es wie eine Unterrichtsstunde ein bisschen aufgebaut. Und siehe da, meine unmotivierte Klasse hing mir an den Lippen, hat mitgemacht und sogar mich immer wieder bestärkt. Die Stunden vergingen wie im Flug. Nun gut dachte ich, könnte auch Zufall gewesen sein, da es sicher eine nette Abwechslung war. Als ich kurz darauf meine 45 Minuten Referate in Geschichte und Geografie hielt passierte jedoch genau das selbe, teilweise auch dank Kurssystem vor anderen Leuten. Ausgesprochen habe ich es nie, aber ab da stand für mich fest, dass Lehrer sein mir auch liegen könnte und der Beruf eine Chance verdient hat.

Ich muss gestehen, dass ich nicht gewusst hätte welchen Ausbildungsberuf ich hätte ergreifen wollen. Bankkauffrau auf gar keinen Fall. Wenn ich heute darüber nachdenke wäre ich wohl in die Richtung Reiseverkehrskauffrau gegangen.

Ehrlicherweise bin ich kein Mensch, der sich einen 100% sicheren Plan B in der Hinterhand bereit hält. Daher unterscheide ich mal in halbwegs ernst gemeinte Pläne und nicht so ernst gemeinte Pläne.
Fangen wir mit den halbwegs ernst gemeinten an. In den ersten 3 Semestern habe ich mich mit dem lernen sehr sehr schwer getan. Da gab es öfter vor, dass ich voller Wut gesagt habe "Boa mir reichts, ich schmeiße alles hin, mache was vernünftiges und studiere Jura". Und ich muss gestehen, dass ich die Nacht vor einer Prüfung, durch die ich bereits einmal gefallen bin und somit nur noch dieses einen Versuch hatte, mich heulend und mit einer Sektflasche in der Hand für Jura an meiner Uni beworben habe. Die Prüfung habe ich bestanden, lustigerweise wäre ich aber auch für Jura angenommen worden. Wie ihr seht bin ich bei Lehramt geblieben, Jura wäre nicht wirklich was für mich. Einen zweiten halbwegs ernst gemeinten Plan B wäre es Tierärztin mit Schwerpunkt auf Zoologie zu werden. Jeder, der mir auf Instagram regelmäßig und länger folgt wird mitbekommen haben, dass ich ein absoluter Zooliebhaber bin und sogar eine Jahreskarte für den Zoo in Heidelberg habe.

Kommen wir jedoch nun zu den Plänen, die meist als Witz, mit einem Zwinkernden Auge, mit hysterischem Lachen oder auch dem ein oder anderen Gläschen Wein entstanden sind. In der engeren Auswahl stehen dort Sachen wie einen eigenen Zoo aufmachen, eine Faultieraufpäppelstation eröffnen (ihr seht worauf dies hinaus läuft), meinen Doktor machen und Studenten ärgern, in die Politik gehen, Reisetesterin werden, Banken überfallen und vieles mehr...

Ihr seht, dass nicht jeder sofort seinen Traumberuf weiß. Auch wenn ich im Allgemeinen sagen würde, dass ich eher ein Mensch bin, der ungerne einen Plan B so präsent hat, dass er allgegenwärtig ist. Aber manchmal führt ein nicht ganz freiwilliger Plan B zum Glück und lässt einen erkennen, was man wirklich will. Und wenn man einmal in eine Situation kommt, die ausweglos zu sein scheint, dann schadet es auch nicht, komplett abgedrehte und realitätsfremde Plan B's zu haben. Darüber kann man lachen und Witze machen, und schon sieht die Welt besser aus.